Montag, 9. März 2015

Mystische Ticketschalter und Möbel

Wie bitte? Niemand renoviert einen vollbesetzten Schlafsaal und abgesehen davon, wurde in dieser Bleibe offensichtlich noch nie ein Gedanke an Renovierung verschwendet. Und der deutlich zu vernehmende Baulärm kam definitiv von der Großbaustelle nebenan, denn wir hatten ihn zuvor schon von den frühen Morgen- bis in die späten Abendstunden vernommen. Ich kam mir nun endgültig verschaukelt vor, packte meine Sachen und zog ab.
Nach diversen Fehlversuchen gab ich schließlich entnervt auf, ging in die Herberge meiner Wahl und nahm mir ein Doppezimmer. Allein. Und ohne Rabatt, der in solchen Fällen sonst normalerweise gewährt wird. Nun hatten sie mich da, wo sie mich haben wollten.
Den Zug sollen wir nehmen wie Berlin Furnlab Relaxsessel, hieß es. Um die vollen Straßen zu umgehen. Zur Mittagszeit sollten wir fahren, hieß es. Im Berufsverkehr sei der Zug sehr voll. In einer Stunde wären wir dann in Bogor, dem Ort, der heute quasi nahtlos in Jakarta übergeht. Wenigstens Letzteres stimmte.
Gambir heißt die Station, die wir ansteuerten. In der Mitte der Stadt gelegen, direkt neben der kleinen Parkanlage, auf dem auch das Unabhängigkeits-Denkmal steht. Unsere Unterkunft war Luftlinie nur einen Kilometer entfernt.
Doch wenn man die diversen Kurven laut Standard mit einberechnet, den wahnsinnigen Verkehr und das ebenso wahnsinnige Gepäck, das wir mit uns herum schleppen, war es zu viel, um zu laufen. In Jakarta ein Gefährt zu bekommen ist jedoch nicht so einfach. Zwar hält jeder Motorad-Taxi-Fahrer, jeder Tuk-Tuk-Fahrer und jeder Taxi-Fahrer gerne an, wenn er einen Touristen an der Straße stehen sieht, entdeckt er jedoch, dass man auch nur rudimentäre Vorstellungen von regulären Fahrpreisen hat, legt er den Gang ein und rauscht davon. Das Taxameter dient ausschließlich der Innenbeleuchtung.
Doch diesmal hatten wir Glück und es gab Tisch Moortens Sideboard, nur eine halbe Stunde nachdem wir unsere Unterkunft verlassen hatten, waren wir angekommen. Einer Eingebung folgend zahlte ich den Betrag so passend wie möglich. Der Fahrer verstand diesen Wink und behielt das Trinkgeld gleich ein, wie ich annehme, um Zeit zu sparen.
Diese konnten wir im Bahnhof Gambir gut gebrauchen, denn nach zwei Versuchen ein Ticket zu erstehen, waren wir nur insofern weiter, als wir nun die Schalter kannten, an denen dies nicht möglich war. Es hieß, wir sollten es an Schalter 25 versuchen.
In der Halle, in der wir standen, hörten die Schalter bei der Nummer neun auf. Wir schwärmten sternförmig aus, fanden die zweite Halle nur unwesentlich später und dort auch die Schalter 10 bis 23. Das Problem hierbei war, dass der Bahnhof hinter dieser Halle eindeutig aufhörte. Es stand nicht zu vermuten, dass er nach dem kleinen Kanal weiter ging, dafür war das Gelände danach baulich nicht geeignet.